Meine Philosophie und abstrakte »Vorstellung«:
Aufklärung über das »Persönliche Budget« für hörbehinderte Menschen
Seit 01.01.2008 gibt es einen Rechtsanspruch auf das Persönliche Budget SGB IX § 17. Seit Jahren hat sich die Politik Behinderten gewidmet und wollte die Selbstbestimmung Behinderter, darunter gehörloser und hörbehinderter Menschen, fördern.
Mit diesem Gedanken ist gemeint: Behinderte sollen nicht bevormundet oder benachteiligt werden, nicht wie Menschen zweiter Klasse mit zusätzlichen Barrieren leben.
In diesem Sinne kam im Jahr 2008 endlich eine gute Nachricht für Hörbehinderte: das »Persönliche Budget«.
Dieser Begriff formt sich in meiner Vorstellung zum abstrakten Bild eines Schlüssels. Mit einem Schlüssel kann man Türen öffnen, ohne Schlüssel bleibt der Zugang verwehrt. So in die Realität übertragen, ist das »Persönliche Budget« ein Schlüssel für Behinderte, darunter gehörlose und hörbehinderte Menschen. Der Schlüssel heißt Kommunikationshilfe für eine Integration in ein hörendes Umfeld.
Das »Persönliche Budget« bedeutet für behinderte, auch hörbehinderte, Menschen einen Paradigmenwechsel. Dies wiederum bedeutet eine Lebensumstellung hin zu mehr Selbstbestimmung, größerer Entscheidungsfreiheit – eben der Besitz wichtiger Schlüssel für Behinderte!
Mit diesem »Persönlichen Budget« ist es möglich, alle Türen zu »öffnen«, neue Gesetze zu gestalten und umzusetzen, Regeln in Richtung besserer Behindertenrechte zu erstellen, größere Selbstbestimmung zu gewähren. Es bedeutet auch einen Schlüssel zu einem respekt- und würdevollen Umgang im Alltag eines hörenden Umfeldes.
»Jetzt öffne ich mit dem Schlüssel die Tür zur Kommunikation. «
Dies ist meine Motivation für die Initiative. Aus diesen abstrakten Vorstellungen entsteht das Motto:
»Schlüssel für Alle«.
Ich setze mich dafür ein, dass Behinderte, darunter gehörlose und hörbehinderte Menschen, Zugang zu diesem »Schlüssel« bekommen und ihn benutzen können.
Teilhabe: Jeder Mensch mit Behinderung kann überall ohne Barrieren mitwirken und mitmachen.
Gleichstellung: Jeder Mensch mit Behinderung hat die gleichen Rechte wie ein nichtbehinderter Mensch.
Zu welchem Zweck ich Initiative gegründet habe: Mein eingetragener Verein »Initiative Schlüssel für Alle e.V. « unterstützt als Selbsthilfegruppe Menschen mit Hörbehinderung in ihrem Bestreben nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit. Im Mittelpunkt der Vereinsarbeit steht dabei das »Persönliche Budget«.
Unsere Zielsetzung: Junge und alte Menschen mit Hörbehinderung sollen eine Wahlfreiheit über ihre individuelle Lebensform haben. Sie als Kundin oder Kunde sollen selbst bestimmen, wo sie leben wollen, welche Hilfe sie benötigen, wer die Hilfe durchführt, wann und wie die Hilfe erbracht werden soll.
Meine Motivation zur Gründung der Initiative:
Ich habe mich aus philosophischen Ansätzen heraus mit der Bedeutung und den Chancen des »Persönlichen Budgets« beschäftigt. Ich bin selbst Budgetnehmer und setze mich seit dem Jahr 2008 damit auseinander. Dabei entdeckte ich einen »Urwald« an Unklarheiten, auch von Seiten der Gesetzeslage. Mir begegneten viele Unannehmlichkeiten. Zum Beispiel versuchte man, einen Kommunikationshelfer abzulehnen, diese Verständigungsmöglichkeit aus der Reihe unserer Hilfsangebote ausscheiden zu lassen.
Wir dürfen es nicht zulassen, dass wir ohne Wahlmöglichkeit zur Inanspruchnahme eines Gebärdendolmetschers »gezwungen« werden. Damit würde das Gesetz zu unseren Ungunsten gebogen, unbemerkt, da wir nicht oder nur schwierig verstehen, was uns abverlangt wird. Diese aus meiner Sicht »heimliche« Vorgehensweise finde ich unfair. Darum fordere ich, dass das Gesetz transparente Möglichkeiten schafft, wie hörbehinderte Menschen den Inhalt der Paragraphen besser verstehen. Eine Möglichkeit wäre, es in eine für den allgemeinen Leser leichte Sprache zu übersetzen. So können wir alle das Gesetz verstehen, mitreden, mitkämpfen und entscheiden.
Vor Inanspruchnahme des »Persönlichen Budgets« hatte ich eine Kommunikationsbarriere. Ich musste für alles mit eigenen Kosten aufkommen, mich für die Verständigung und jede Hilfe finanziell aufopfern. Seit ich Budgetnehmer bin, stehen mir mehr Informationen zur Verfügung. Ich genieße bei vielen Dingen eine gleichberechtigte Teilhabe im hörenden Umfeld.
In der mangelnden Integration hörbehinderter und gehörloser Menschen sehe ich eine Gefahr der Nichtinformation. Betroffen sind davon zum Beispiel ältere Menschen, Taubblinde, Autisten, Menschen nach einem Schlaganfall oder an Multipler Sklerose Erkrankte (MS). Sie wissen nicht viel über das »Persönliche Budget« und werden kaum darüber informiert.
Ein solches Beispiel ist meine Mutter: ohne »Persönliches Budget« ist ihre Lebensqualität sehr schlecht! Doch nicht nur sie – auch andere benötigen Hilfe und Unterstützung durch Kommunikation. Der Wunsch nach guter Lebensqualität ist bei hörbehinderten und gehörlosen Menschen – verständlicherweise – ebenso stark wie bei normalen, nicht sinnesbehinderten Menschen.
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